Baugeschichtlich reicht die »Pfarrkirche«
zum hl. Apostel Andreas in das 15. Jahrhundert zurück. Nach
einer Erweiterung erfolgte 1516 eine Einweihung mit zwei Seitenaltären.
1719 bemühte man sich beim Haller Damenstift als Inhaber
der Patronatsrechte um ein eigenes Vikariat. Die fünf Rotten
Bobojach, Wallhorn, Hinterbichl, Obere und Untere Rotte St. Andrä
sollen das neue Vikariat bilden. Bis dahin waren sie ja der Pfarre
Virgen direkt unterstellt. Es wurde bestimmt, daß der Virgener
Pfarrer dem künftigen Vikar die Stolgebühren dieser
fünf Rotten, weiters die dortigen Zehentabgaben, welche früher
ein Kooperator in Virgen erhielt, und jene 10 Gulden jährlich
überläßt, die bisher der Pfarrer für die
monatlich einmal zu St. Andrä gehaltene Messe einnahm. Die
Rotten verpflichteten sich auch, ein Vikariatshaus zu erbauen
und dazu einen "Kräutlgarten auszustecken" (Gemüsegarten
anzulegen), das Haus auch dauernd zu erhalten, dann dem Vikar
jährlich 1 Zentner und 80 Pfund Virgener Gewicht (rund 90
kg) "frisches gutes Butterschmalz" auf Michaeli und
das notwendige Brennholz zu liefern. Am 22. Dezember 1719 bewilligte
der Salzburger Erzbischof die Errichtung des Vikariats mit einem
ständigen Kuraten. Als Begründung steht u.a. in dem
sechs Blätter umfassenden Libell aus Pergament zu lesen,
daß die Bewohner der 5 Rotten "von
ihrem Gottshaus oder Pfarrkhürchen zu Virgen, woselbsten
sie die heiligen Sacramente empfangen und die Gottsdienst anhören
sollen, thails bis vier Stundt und zwar maistenthails auf hohen
Bergen entlegen, aus welchen dann erfolge, daß die Alt-erlebte
(alten Menschen) neben schwangeren Weibsbildern und Khindern sonderbar
in dem Wünter nit allein der Gottsdiensten, sondern auch
der nothwendigen Predig und Christenlehr, wodurch sie in catholischen
Glauben mechten besser unterwisen werden, beraubt, ja auch manichsmahl
wegen allzuweither Distanz von dem Priester ein und anders sein
Leben ohne Empfachung der heiligen Sacramente enden müsse,
indeme Winterszeit die Schneeund Steinlahnen, im Sommer aber bei
einfahlenden Regenwetter die Wassergiss die Weg unsicher machen
und den Zuegang verwehren, hingegen in bemelten Pregraten ein
Gottshaus bei St. Andree verhanden, allwo leichter Dingen ein
vicariat aufgericht und ein bestendiger Curatus aufgestelt werden
mechten".
Das Haller Damenstift steuerte insgesamt 3.000 Gulden, der Dekan
von Lienz 500 Gulden Kapital für die Vikariatsgründung
bei. Dieses Stiftungsvermögen wurde zu 5 % verzinst und diese
Zinsen wurden jährlich dem Vikar ausgezahlt. Wie ein Inventar
der Kirchengeräte und Paramente vom Jahre 1732 erweist, wurden
dieselben fast zur Gänze vom königlichen Stift zu Hall
geschenkt.
Als ersten Kuraten präsentierte Hall am 10. September 1720
den Lienzer Mathias Thaler, früher Kooperator in Virgen.
Er starb nach kurzer Tätigkeit am 14. September auf seiner
Reise zur feierlichen Installation nach Salzburg. Ihm folgte von
1721-1725 Georg Mair als Vikar.
Mit der Erhebung zum Vikariat wurden die fünf Rotten zu
einer geschlossenen kirchlichen Gemeinde zusammengefügt,
eine Tatsache, die erst rund 100 Jahre später in Form der
politischen Gemeinde ihre weltliche Parallele fand.
Aus ähnlichen Gründen, die für die Erhebung zum
Vikariat maßgeblich waren, erhielt die neue Kirchengemeinde
um 1721/22 auch einen eigenen Friedhof. Aus den Jahren 1731/32
wird von einem Neubau der Sakristei und dem Umbau der bisherigen
in eine Totengruft berichtet. (1816 wurden 200 Klafter Grund zur
Vergrößerung des Friedhofes erworben.) 1775 war der
neue Hochaltar fertig.
Nicht unerwähnt darf die früheste Erwähnung einer
Prägratner Kirchenmusik bleiben, zumal sie gerade auch in
diese Zeit fällt:
Im Jahre 1760 erbaten Hanns Rainer, Mesner in Prägraten und
"Hackbrettlschlager", Martin Peterer, Baßgeiger,
und Hanns Peterer, Geiger, um eine jährliche Besoldung, da
sie mit ihrem "Musikklang" an Sonn- und Festtagen in
der Kirche "aufspielen".
Die Ansprüche erscheinen nicht ungerechtfertigt wenn man
erfährt, daß früher in Prägraten folgende
Feiertage zusätzlich gehalten wurden: Fabian und Sebastian,
Mathias Apostel, Ostererchtag, Philipp und Jakob, Florian, Pfingsterchtag,
Johannes d.T., Jakob Apostel, Laurentius, Bartholomäus, Matheus,
Michael, Simon und Juda, Andreas Ap., Thomas Ap. und Franziskus,
summa summarum 16 Feiertage.
Seit 1720 wurden dann in Prägraten natürlich auch eigene
kanonische Bücher geführt. 1891 erfolgte die Erhebung
des Vikariats zur Pfarre.
1822/23 war das Langhaus um zwei Joche verlängert worden,
der Bevölkerungszuwachs erforderte dann in den Jahren 1962/63
eine neuerliche Erweiterung der Kirche. Für den Kunsthistoriker
interessant sind vor allem die bereits 1907 entdeckten und 1963
bis 1965 endgültig freigelegten und von Prof. Ernest Pokorny
restaurierten Fresken des Presbyteriums, das Werk eines einheimischen
Meisters aus der Zeit um 1430.
Auch andere heimische Künstler haben sich - Jahrhunderte
später freilich - in dieser Kirche verewigt: Vom berühmten
Bildhauer Josef Gasser (1816-1900), Sohn des Künstlers Bartlmä
Gasser (17911888), beide aus Prägraten (Josef Gasser wurde
für seine großen Leistungen geadelt und erhielt das
Adelsprädikat "von Wallhorn"), stammt das Vesperbild.
Adrian Egger schuf um 1965 die Josefs-Statue und Josef Troyer
das Mosaik mit der Stigmatisation des hl. Franz von Assisi.
Kapellen
Neben der Kirche weist die Pfarre Prägraten mehrere schöne
»Kapellen« auf.
Die Josefskapelle in Bobojach wurde um 1760 erbaut. Früher
stand an dieser Stelle das sogenannte Knappenhäusl (1743
abgebrannt), und bis 1760 ein "Gebetsstöckl". Der
Bau war eine Gemeinschaftsleistung der Bobojacher Bauern und kostete
rund 300 Gulden. 1763 waren die Stationstafeln fertiggestellt,
welche Jakob Wibmer auf Zedlach auf eigene Kosten herstellen ließ.
Im selben Jahre wurde die Kapelle zu den Heiligen Chrysanth
und Sebastian in Hinterbichl erweitert. Ein neuerlicher Umbau
konnte 1879 eingeweiht werden. Sie enthält ein Frühwerk
(St. Antonius von Padua) Josef Troyers und das Werk eines anderen,
berühmten Sohnes dieser Gemeinde, ein Allerheiligenbild von
Johann Dorer (1832-1911).
Die Maria-Hilf-Kapelle in Wallhorn wurde nach einer Erweiterung
im Jahre 1798 neuerlich eingeweiht.
1749 ersuchten die Bauern von "Ober- und Unterbichl"
um einen Beitrag zur Erweiterung ihrer Hl. Geist-Kapelle. "Die
bisherige Kapelle hat nur 8 Werkschuh im Quadrat, nun soll sie
12 - 15 Schuh lang und 8 bis 9 Schuh breit gebaut werden".
1752 war der Bau beendet.
Abschließend seien noch die Kapelle zum Heiligsten Herzen
Jesu in Ströden (erbaut 1893) und die Groderhof-Kapelle (erbaut
1886) genannt.
»Näheres zu der
Pfarrkirche und den Kapellen finden Sie hier«